Re: Oblt Johannes Settgast
... and this ? ...
Johannes Settgast wird 95
Als fliegerisches Urgestein muss unser Mitglied Johannes Settgast bezeichnet werden, der am 17. April 2004 in 89231 Neu-Ulm, Emsstraße 7 seinen 95. Geburtstag feiern wird. Schon als Student der Staatlichen höheren Maschinenbauschule begann er 1929 in Stettin mit dem Segelflug. Nach seinem Staatlichen Ingenieursexamen legte er auf der Pommerschen Segelflugschule Leba die A-, B- und C-Prüfungen ab und verblieb dort zunächst als Gleit- und später als Segelfluglehrer.
Ab Herbst 1932 wirkte er als Leiter des sogenannten „DLV-Wanderzirkus“. Diese großartige Einrichtung zog mit einer Startwinde und ein- und doppelsitzigen Segelflugzeugen durch das Land, führte vor den Mauern der Städte Flugbetrieb durch und warb so für den Segelflugsport und den Luftfahrtgedanken. Auch der Schreiber dieser Zeilen erinnert sich dankbar daran, dass der „Wanderzirkus“ ihm als Sechsjährigen den „Flieger-Bazillus“ eingeimpft hat.
Ein Jahr später übernahm Johannes Settgast die Leitung der Segelflugschule Leba, wo ihn Hunderte von jungen Flugschülern kennen und achten lernten. Dort flog er auch im August 1933 einen Dauerflug im Segelflugzeug mit 17 Stunden und 25 Minuten. Als Segelflugreferent für Pommern und Mecklenburg wurde er Segelflughauptlehrer und Leiter von Ausbildungslehrgängen für Fluglehrer. 1936 berief man ihn zum Sportleiter des regionalen Segelflugwettbewerbs in Marienburg, Ostpreußen, und zum Startleiter beim Rhönwettbewerb auf der Wasserkuppe. Auch 1937 übte er dieses Amt aus, im gleichen Jahr erwarb er den Flugzeugführerschein A 2 Land.
1938 wurde ihm das ehrenvolle Amt des Leiters der Segelflugschule Wasserkuppe angetragen. Für die Landesgruppe 2 nahm er in der Stabskette am Deutschlandflug teil.
Vom 1. September 1939 bis zum Kriegsende diente er in der Deutschen Luftwaffe. Seine verschiedenen Einsatzgebiete spiegeln die Vielseitigkeit dieses Mannes wider.
Zunächst war er Motorfluglehrer an der Luftkriegsschule Berlin-Gatow, bis er als Referent für Segelflug in das Reichsluftfahrt-Ministerium berufen wurde. Über den Nahaufklärer-Erprobungsstab in Jüterbog kam er 1942 zur Blindflugschulung auf Jagdflugzeugen in Brandenburg-Briest, legte seinen Luftwaffen-Beobachterschein ab, wurde als Jagd- und Schlachtflieger ausgebildet und schließlich zum Einsatz mit der FW 190 über England kommandiert. Ab Juli 1943 flog er mit der Me 109 G an der Ostfront, wo er die Goldene Frontflugspange für Aufklärer erwarb. Das Kriegsende erlebte er als Oberleutnant und Staffelkapitän einer Nahaufklärer-Ergänzungsstaffel. Für Tapferkeit vorm Feind waren ihm das Eiserne Kreuz beider Klassen, das Deutsche Kreuz in Gold und der Ehrenpokal der Luftwaffe verliehen worden.
Nach dem Krieg arbeitete Johannes Settgast als Ingenieur in der Industrie, zuletzt als Betriebsleiter und Geschäftsführer einer Sportgerätefabrik, bis er 1973 in den Ruhestand trat. Natürlich ließ ihn das Fliegen nicht los. Sofort nach Wiederzulassung des Sportfluges in Deutschland stellte er sich in den Dienst der Sache. 14 Jahre lang, von 1957 bis 1971, diente er dem Luftsportverein Erbach als Vorsitzender, wurde – als er sich aus Altersgründen von diesem Amt zurückzog - von den Mitgliedern zum Ehrenvorsitzenden ernannt. Der Baden-Württembergische Luftsportverband erkannte seine Leistungen für den Luftsport mit der Verleihung der Silbernen und der Goldenen Ehrennadel an.
Fred Weinholtz
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